Adolf Tscherner

Politik und Wirtschaft - In Tyrannis


    Durch die historischen Zeitalter hindurch geistert das Gespenst der Tyrannei. Erst waren es Könige, Kaiser, Fürsten, Monarchen oder auch Mogule, Khane, Sultane. Dazu kamen noch Päpste, Kardinäle, Imame, damit das Verbrechen auch Männer des Glaubens erfasse. Die Folge der höllischen Brut riß nie ab.

    Nun aber, seit einigen Jahrhunderten, hat sich eine neue Form der Tyrannei aufgetan, sie ist nicht so offenbar und gewalttätig wie die der Herrscher, dennoch grausam und unerbittlich. Es ist die Tyrannei von Geld und Kapital.

    Damals die Fürsten prunkten und praßten. Doch sie wußten, nahmen sie dem Volk zu viel, drohte Aufstand und Niedergang. Entweder es endete in der Revolution oder das Volk konnte dem äußeren Feind nicht trotzen. So ergaben sich Grenzen der Macht für die oberen Herrn, die sie nicht zu überschreiten wagten.

    Bezogen auf das Kapital ist die Welt heute eine einzige. Jeder Angriff auf das Kapital ist ein Angriff auf dessen Gesamtheit. Ihm zu begegnen erscheint daher ein Leichtes, das Verderben des Volkes zu steigern durch keine Fessel gebremst. Eine Revolution, eine, die den Namen verdient, scheint heutigen Tags unmöglich. Sie müßte global, weltumspannend, die Unterschiede von reichen und armen Nationen vergessend, geführt sein. Das meint man, sei unmöglich.

    So bedeutet Herrschaft von Geld und Kapital das Verderben schlechthin. Das Volk und die Völker werden systematisch ausgelaugt, ausgesogen, zu leeren Hülsen einstigen Wohlstands gemacht. Viele sind dem wehrlos ausgeliefert, einige haben wenigstens die einstige Militärmacht gerettet. Von dort droht der Welt im Nachhinein vernichtendes Unheil.

    Denn ehe jene an Auszehrung sterben, bereiten sie der Menschheit vielleicht den Feuerzauber eines Atomkriegs. Oder sie verkaufen ihre Waffen an Fundamentalisten, die ohnehin ganz unempfindlich gegen Drohungen oder gar Argumente sind. Die den einzigen Willen haben, im heiligen Krieg Amerika zu vernichten.

    Alle heutigen Konflikte sind geschaffen daraus, daß sich die Macht des Kapitals in wenigen Staaten komprimiert, alles Maß überschreitend die Wege der Politik bestimmt. Kein Land der Welt hat Macht über das Kapital. Das Kapital definiert sich als heterogene Masse agierender, keinem Land und keiner Moral verpflichteter Kapitalseigner.

    Zwar sucht sich die Verschwendungssucht des Kapitals im wichtigsten Wirtsland, Amerika, einen Komplizen. Doch nur auf Zeit. Jenes Volk, wie alle Völker Erdas, und seine politischen Führer, wie alle Regierungen der Menschheit, sind dem Kapital nur Marionetten.

    So zieht nicht die Nation die Fäden der Welt, in deren Gebiet sich die Welttyrannei manifestiert, sondern eine Clique, außerhalb jeder menschlichen Gemeinschaft ste-hend, über Länder und Kontinente hinweg zu trutzigem Piratentum verbunden. Sie meint, das göttliche Sinngeflecht, das sich bisher über die Menschheit spannte, mißachten zu dürfen.

    Sie halten ihr Tun für unbedenklich, statthaft, ja normal und menschlich vertretbar, insgeheim wissend, daß die extreme Güteranhäufung gegen das Wohl der Masse, der Menschheit gerichtet ist. Daß sie zunächst Hunger, Massenelend, Hungersnot, in der Folge Krieg und Massenvernichtung gebiert.

    Durch die Macht des Geldes, die sich durch sich selbst immer und immer wieder erneuert, fließt ein gewaltiger Strom von Gütern zu jener Verbrecherclique hin, Anreiz, solche Verbrechen zu tun. Er wird neben der unsinnigen Vergeudung genutzt, das System der kommerziellen Unterdrückung aufrechtzuerhalten.

    In Verfolgung dieses Ziels nimmt man dem Wohlhabenden die gesicherte Existenz, den Armen das bescheidene Auskommen und schließlich das Leben. Wer jetzt dem Hungertod dadurch zu entfliehen sucht, daß er in Krieg und Aufstand umsichschlägt - ist der zu verurteilen?

    Not kennt kein Gebot. Schuld am Aufbegehren der Masse sind nicht die, die trotz Anstrengung und Fleiß ihr Leben nicht zu fristen vermögen und nun ihr Heil in Gewalt und Widerstand suchen, sondern jene, die in purer Bosheit befangen, Güter in Mengen anhäufen und vergeuden, um die Massen zu verderben.

    Wenn die Heimtücke des Kapitals und ihrer Helfer eine äußerste Grenze der Unmenschlichkeit übersteigt, daß das Volk, sich empörend und sich über die Gesetze jener Halunkenschaft hinwegsetzend, die alte Herrschaft zerstört: Wer will da noch Fürsprecher sein für die alten hohen hohlen Herren?

    Wer Wind sät, wird Sturm ernten. Wer die Menschen in Massen tötet, darf sich nicht wundern, selbst hinweggefegt zu werden. Ist die Zeit gekommen, daß die Tyrannei des Geldes von der Erde zu verschwinden hat, wird Gott die Menschen dazu bestimmen, jene mit revolutionärer Gewalt von der Erde zu tilgen.“


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    Datum letzter Änderung: 11.02.2008