Adolf Tscherner

Neue Philosophie - Kritikpunkte

Inhalt

  1. Fehlentwicklungen der Philosophie
    1. Der ganz normale philosophische Irrsinn
    2. Der Subjektivismus in der Philosophie
    3. Die Inkonsistenz der Konstruktionen
    4. Existenz und Essenz
  2. Der physikalische Raum
    1. Raum als Vorstellung
    2. Die Konstruktionen des Raums
    3. Der ruhende Lichtäther
    4. Die Inertialsysteme
    5. Das an Massen gekoppelte Inertial-System
    6. Das Teilchen-Raum-System
  3. Zeit und Gleichzeitigkeit
  4. Die Welle-Korpuskel-Dualität

  1. Fehlentwicklungen der Philosophie
    1. Der ganz normale philosophische Irrsinn
    2. Als Platon sein berühmtes Höhlengleichnis schrieb, war nur von realen solchen Behin­derungen der Erkenntnis die Rede, die hauptsächlich auf nicht-menschliche Faktoren zurückgeführt werden können. Diese Erkenntnis­beschränkungen ergeben sich durch die Begrenztheit unserer Sinne. Wir können einfach nicht unsere Augen so einstellen, daß sie ins Atom oder ins ferne Weltall zu blicken vermögen.

      All diese Unvollkommenheiten unserer Sinne lassen sich, wenigstens in hohem Maße, durch den Einsatz von Apparaten und Werkzeugen soweit mindern, daß sich ein Bild der Realität ergibt, welches die benötigte Orientierung ermöglicht.

      Leider ist diese objektbezogene Verfälschung unser Sicht auf Realität nicht die einzige Verschleierung, die sich dem menschlichen Bemühen, Erkenntnisse zu gewinnen, entgegen­stellt. Viel gravierender als die Sperrung unverstellter Erkenntnis durch die Unvollkommen­heit unserer Sinne ist die Verfälschung der Sicht auf Realität durch die menschliche Gesellschaft. Das hat Platon wohl nicht in Erwägung gezogen.

      Nun könnte man ja sagen, gut, auf der einen Seite habe ich die Physik, auf der anderen Seite die Politik. Die Politik ist ein schmutziges Geschäft, das wissen wir alle. Dort geht es mehr oder weniger kriminell zu. Dreck schwimmt nach oben, das ist bekannt. Also wird die obere Galerie der Macht vornehmlich von Halunken bevölkert sein. Und damit sich diese Herren nicht allzu einsam fühlen, werden sie ihre Helfershelfer möglichst nach schurkischen Gesichtspunkten aussuchen.

      Aber die Wissenschaft, hehres Gebilde von Götterhand gebildet, ist den niederen Beweggründen des politischen Lasters von Beginn an entwachsen. Hier ist die Lauterkeit der Erkenntnis einfach von sich aus garantiert. Denn ein Wissenschaftler will nichts als die Wahrheit erforschen und mit diesem Wunsch steht er ja nicht allein. Eine ganze Industrie von Hochschulen und Instituten steht ihm da zur Seite.

      Was nun wie eine Garantie für höchste wissenschaftliche Effizienz erscheint, entpuppt sich bei näherem Ansehen als die Fehlerfalle schlechthin. Denn wie in allen menschlichen Gemeinschaften wird auch hier das Gewicht einer Meinung nach der Bedeutung des Urhebers bemessen. Wenn irgendein kleiner Jockel von Assistent eine wahre Behauptung macht, die gegen die Lehrmeinung verstößt, dann wird diese nicht nur einfach vom Tisch gewischt, sondern der kleine Assistent bekommt noch eins mächtig auf die Rübe. So kommt es, daß die Grundlagenforschung der Physik in einem Sumpf von Scheinerkenntnissen versinkt und niemand es wagt, gegen eine solche Perversion die Stimme zu erheben.

      Dabei geht es hier nicht nur um eine absurde Gesellschaft von Pseudowissenschaftler, die ihre Pfründe mit Zähnen, Klauen und einer Riesen­portion Desinteresse an wahrer Wissen­schaft verteidigt, sondern das ganze gestaltet sich zu einer fast lückenlosen Blockade aller philoso­phischen Erkenntnis. Denn die Physik Einsteins, die an dieser Stelle als Hauptirrlehre zu nennen ist, hat eine Zerbröselung aller philoso­phischen Aktivitäten der letzten 100 Jahre bewirkt.

      Die Folgen sind verheerend. Auf einer wahren Physik bauend hätte die Philosophie längst die metaphysischen Grundfragen nicht nur beantwortet, sondern der Menschheit eine weltanschauliche Grundlage geliefert, die ihr einen Sinn des Daseins und damit eine echte Handlungsperspektive eröffnet hätte. Das ist nicht geschehen, weil es nicht geschehen konnte. Der Sperrigel der Fehlinformation war zu stark.

      Natürlich ist die Gesellschaft auch nicht schuldlos an der Misere. Es ist schließlich eine durchaus angenehme Situation, auf Basis einer nebulösen Wissenschaft, die jede metaphysische Aussage als sinnlos diagnostiziert, so richtig alles tun zu dürfen, was nur irgendwie ins Schema gängiger Verhaltensweisen paßt. Und das ist dann das sich nach außen moralisch gebärdende Verbrechertum.

      Doch lassen wir die Gesellschaftskritik und kommen wir zur Situation der Wissenschaften zurück. Aufbauend auf dem Destruktivismus vor allem Kants und Nietzsches ist eine Grundlagenphysik entstanden, die ebenfalls destruktiv ist, darüber hinaus inkonsistent und widersprüchlich. Und das Schlimmste ist: das Konglomerat von Scheinwissen, was auf dieser Basis der Physik entstand, wird von der Gesellschaft praktisch einhellig akzeptiert.

      So nimmt es nicht wunder, daß die Physik mit ihren Teilchenbeschleunigern Unsummen vergeu­det, die eigentlich nur unwesentliche Fortschritte physikalischer Kenntnisse dienen. So jagen die Mitglieder der Bruderschaft Physik einer Welt­formel nach, die auf dem geringen Kenntnisstand von heute schwerlich zu gewinnen ist. Wenn sie überhaupt existiert. Was im äußersten fraglich ist.

      Alles zusammengenommen ist es also an der Zeit, all das, was Physik im Verlauf ihrer Erfolge im Bereich der Kerntechnik der Wissenschaft als Basis unterschob, einer strengen Analyse zu unterziehen. Da wird man sehen, daß alles, was Einstein an Grundüberlegungen dem Thema beisteuerte, zu kurz gedacht war und einer genaueren Sichtung nicht standhält.

      zum Seitenanfang


    3. Der Subjektivismus in der Philosophie
    4. Die größte Torheit einer erheblichen Zahl von Philosophen ist eine Vorstellung, die man mit dem Satz beschreiben kann: das Denkens hat sich nicht nach der Realität, sondern die Realität nach dem Denken zu richten. So meinte Kant, an die Spitze seiner denknotwendigen Vorstellungen die logischen Verknüpfungen setzen zu müssen, damit also der Natur als Handlungsdirektive vorzuschreiben.

      Das erinnert mich an die Geschichte von der renitenten Hummel. Ein Wissenschaftler hatte herausgefunden, daß Hummeln wegen ihrer Körperform zum Fliegen untauglich wären. Er sagte das auch der Hummel. Die Hummel, leider, begriff gar nichts. Nachdem sie sich eine Weile bemüht hatte, die gelehrten Worte zu verstehen, hob sie die Flügel und flog davon. Ein gelehrter Wissenschaftler wird daraufhin messerscharf schließen, daß allein das fehlende Begriffs­vermögen der Hummel deren Flugunfähigkeit zunichte machte.

      Daß die Natur sich gemäß den Gesetzen der Logik verhält, mag richtig sein. Damit aber die Gesetze der Logik auf Realität angewendet werden können, muß so etwas wie eine Verifikation stattfinden. Man muß einfach nachweisen, daß Realität sich gemäß den logischen Operationen der Mathematik gestaltet. Diese Aufgabe ist dann genauso kompliziert, als wenn ich gleich nachwies, daß die Realität gemäß der Logik aufgebaut ist.

      Leider unterbleibt in vielen Fällen diese Untersuchung. Man meint – also der Philosoph und vor allem der Physiker meint: ich denke so, also ist es. Und wenn diese Herren falsch dachten, dann kommt eben etwas unsinnig Falsches zustande.

      Die Physik meint, diesem Fehler nicht zu verfallen, denn sie hält stets die beiden Sparten theoretische Physik und Experimentalphysik nebeneinander. Eine theoretische Erkenntnis ist erst akzeptiert, wenn ein Experiment seine Richtigkeit nachwies. Da man aber für die Grundaussagen der theoretischen Physik nur unzureichende Experimente durchführen kann, entsteht gewissermaßen ein Freiraum, in dem man so recht nach Herzen herumspekuliert, ohne dabei allzu große Risiken einzugehen.

      Es ist ja alles Modell. Ein Modell kann, muß aber nicht der Wirklichkeit entsprechen. Leider hält sich das physikalische Fußvolk und erst recht die allgemeine Öffentlichkeit nicht daran, daß ein Modell nur eine auf einen speziellen Wirkungs­bereich begrenzte Konstruktion ist. Nach einer Eingewöhnungsphase wird das Modell als universell gültig akzeptiert. Das bewirkt nun eine Bewußtseinsveränderung in der Gesellschaft, die alle Fragen nach der Grundbeschaffenheit von Materie blockiert. Denn das Modell ist durch eine Art Massenkonsens Realität geworden.

      zum Seitenanfang


    5. Die Inkonsistenz der Konstruktionen
    6. Das ist der Augenblick, ab dem alles weitere Denken im Erkenntnisbereich schief läuft. Von nun an werden alle mißlichen, nicht passenden Fakten ignoriert. Das ist wie in der Politik. Man schließt die Augen selbst vor grotesken Ungereimtheiten. Man hat vor sich selbst auch immer die Ausrede parat, daß alles nur Modell ist, also nur ein gewollt begrenztes Abbild der Natur. Dabei kommen die Inkonsistenzen in den und zwischen den bestehenden Konstruktionen nicht zu Bewußtsein.

      Ein Beispiel mag das erhellen. Die Physik hat sich dazu durchgerungen, die Endlichkeitsbedingung zu akzeptieren. Es gibt also keine unendlichen Gebilde in den Konstruktionen der Physik. Schaut man jedoch genauer hin, so ist von Endlichkeit keine Rede. Daß die Physik munter mit Integralen operiert, mag noch angehen. Man könnte Integrale als Summen von unmeßbar kleinen endlichen Partikeln auffassen.

      Viel gravierender ist es, daß Raum und damit auch die räumliche Ausdehnung von Objekten, als eine kontinuierliche Mannigfaltigkeit aufgefaßt wird. Das bedeutet, daß alle in der Physik betrachteten Objekte eine Unendlichkeit von Punkten darstellen. Das aber ist ein Verstoß gegen die selbst gewählte Bedingung, nur endliche Objekte in der Physik zuzulassen.

      Doch die Physik hat zuletzt immer die Ausrede parat, daß alles, was sie theoretisch konzipiert, schließlich doch nur Konstruktion ist, also mit der Objektwelt nicht unmittelbar zum identifizieren ist. Sie bezieht sich dabei implizit auf Kant. Auch bei Kant ist Raum grundsätzlich ein Gedanken­gebilde, welches aber en passant zu einem Realobjekt mutiert. Das war die ideale Ausgangsposition für die Physik.

      So nahm die sogenannte physikalische Wissen­schaft nur Kants Aussage über den leeren Raum wahr. Daß dieser Raum von ihm gleichzeitig als reines Gedankenprodukt deklariert wurde, ließ man geflissentlich unter den Tisch fallen. Diese Methode der Verdrängung mißlicher Fakten oder Erkenntnisse ist nicht nur in der Naturwissen­schaft zur traurigen Gewohnheit geworden.

      Die Einsteinsche Spezielle Relativitätstheorie beruht im Grunde auf dieser Konzeption der reinen Gedankenkonstruktion, die eins fix drei in bedrohliche Realität permutiert. So, als wären sie dem Haupte Altvater Zeus entsprungen.

      zum Seitenanfang


    7. Existenz und Essenz
    8. Ein mit dem Gesagten zusammenhängender Defekt der Physik betrifft die Rangfolge von Existenz und Essenz. Bis zum Erscheinen der Physik Einsteins hatte die Existenz Vorrang vor der Essenz. Das bedeutet: bevor ich ein Objekt beschreibe, ihm Eigenschaften zulege, muß seine Existenz gewährleistet sein. Existenz besagt, daß etwas vorhanden ist, Essenz sagt, wie dieses Vorhandene beschaffen ist. Etwas nicht Vorhandenes hat keine Beschaffenheit, keine Eigenschaften.

      Diese Grundtatsachen werden nun von der modernen Physik aufgehoben. Das zeigt sich an mehreren Stellen. Da wäre zunächst der sogenannte Welle-Korpuskel-Dualismus zu nennen. Durch das Wort Dualismus wird ausgedrückt, daß Materie zwei Formen besitzt, einmal materielles Objekt zu sein, zum anderen Eigenschaft des materiellen Systems. Das ist natürlich völlig absurd und wird auch in einem späteren Kapitel dieser Seite widerlegt.

      Auch die Gleichsetzung von Masse und Energie ist so, wie sie die Physik versteht, als falsch anzuprangern. Denn Energie steht hier für das Vermögen, eine Beschleunigung eines materiellen Objekts hervorzurufen, also für die Erzeugung einer Eigenschaft. Das hört sich dann so an, als wenn ein materielles Objekt sich auflöst um bei einem anderen Objekt eine Zustandsänderung herbeizuführen. Veränderung der Essenz eines Objekts durch Vernichtung der Existenz eines anderen Objekts.

      Im dritten Beispiel geht es der Existenz direkt an den Kragen. Gemäß Einstein sind zwei Ereignisse, die an verschiedenen Orten in einem System gleichzeitig erfolgen, für einen Beobachter in einem bewegten System nicht mehr gleichzeitig. Da wende ich ein: Gleichzeitigkeit stellt die notwendige Eigenschaft miteinander existierender Teile eines materiellen Systems dar.

      Dadurch, daß sich ein Subsystem des Ganzen gegenüber einem anderen Subsystem bewegt, sollen zwei füreinander existente Objekte in einem anderen Subsystem nicht mehr füreinander existieren. Das bedeutet, daß die Essenz Bewegung von Objekten deren Existenz aufhebt. Ich meine, daß die Physik damit die Ergebnisse von Jahrtausenden währenden Bemühungen der besten Köpfe der Menschheit auf einen Schlag aufhebt. Es ist an der Zeit, diese absolute Ignoranz und Selbstherrlichkeit als das zu entlarven, was sie von Beginn an war: ein hyper-wissenschaftlicher Bockmist!

      zum Seitenanfang


  2. Der physikalische Raum
    1. Raum als Vorstellung
    2. Kant, der große Zertrümmerer meinte, er könne sich wohl einen Raum ohne Objekte, aber keine Objekte ohne Raum vorstellen. Diese unsinnige Vorstellung ist offensichtlich immer noch aktuell. So kann man bei Wittgenstein eben dieses Statement lesen, und offensichtlich hat sich die Physik bisher auch noch nicht von dieser Vorstellung distanziert.

      Zwar muß man Kant zugestehen, daß er all seine Konstrukte als reine Gedanken-Objekte ansah. Seiner Vorstellung gemäß war die Realität nur ein Gespenst, die Raumvorstellung also nur eine Vorstellung, keine Realität. Das hinderte ihn aber nicht, über diese Welt der inneren Konstruktionen hinaus ganz weltliche Objekt-bezogene Aussagen zu machen.

      Ich möchte sagen: Kant spielte hier offensichtlich mit gezinkten Karten, wie übrigens alle Philosophen, die nur die Innensicht des Geistes als existent gelten ließen. Wozu soll, bitte sehr, eine Vorstellung gut sein, wenn sie sich nicht auf Realität bezieht. Das wäre denn doch zu viel der Liebesmüh!

      Wenn Kant beispielsweise sagt, daß Erkenntnis nur bei physischen, nicht bei metaphysischen Dingen möglich ist, so gibt er damit indirekt zu, daß die so gespensterhafte Realität erkannt werden kann. Das ist auch klar. Denn wenn ich die Realität nicht erkennen kann, kann ich keine Verbindung herstellen zwischen dem, was ich mir als Bild der Realität ausgedacht habe und dem, was real existiert.

      Dann ist Denken aber nur reine Selbstbe­friedigung. Ich lege mir etwas zurecht, überlege es mir, bekomme etwas heraus – doch das hat keinerlei Auswirkungen nach außen. Nicht einmal mitteilen kann ich es anderen. Denn die anderen sind ja draußen, existieren nach meiner Vorstellung nicht. Ich sollte das Denken ganz aufgeben. Nicht bloß das Denken, sondern auch das Handeln – jegliches Handeln, welches in irgendeiner Weise Denken zu Hilfe nimmt.

      Wir sehen: Die Welt als Außenwelt ist notwendig, um eine Orientierung in der Welt zu erreichen. Kant sagt nun: Das erste, was für die Orientierung in der Welt gebraucht wird, ist die Vorstellung eines Raumes, denn ohne daß die Dinge, die gesehen werden, räumlich eingeordnet werden können, kann man sie nicht in Beziehung setzen, sie nicht berechnen, sie nicht beherrschen. Ich meine: Sollte sich herausstellen, daß in der Realität kein Raum existiert, wird man auch die so nötig gewähnte Vorstellung des Raums fallen lassen. Dann sagt man: Ich benötige keinen Raum, in dem die Objekte existieren. Sie agieren miteinander und gegeneinander und das ist ausreichend.

      zum Seitenanfang


    3. Die Konstruktionen des Raums
    4. Die moderne Physik hat diese Frage nun so gelöst, daß sie Raum als ein Mittelding zwischen materiell existent und nur projiziertes Abbild von menschlichen Vorstellungen definiert. Sie möchte uns Glauben machen, daß diese Konstruktion die einzig mögliche eines physikalischen Raums darstellt. Da ist es gewiß hilfreich, wenn man mal die verschiedenen Konstruktionen für den Raum darstellt.

      Da ist zunächst einmal der sogenannte Lichtäther. Die Bezeichnung ist unglücklich gewählt. Es handelt sich weder um Äther als chemische Substanz noch ist das Licht in besonderer Weise beteiligt. Es handelt sich da um einen Raum, der aus Teilchen aufgebaut ist. Diese Teilchen könnte man Raumteilchen nennen. Raum ist also dinglich. Günstig ist, daß die Anordnung der Teilchen durchaus chaotisch sein kann. Das würde der Richtungsunabhängigkeit der Lichtausbreitung entsprechen.

      Die Konstruktion des Raums aus Teilchen kann auf zwei Arten erfolgen. Zum einen können die Raumteilchen einfach einen Gesamtweltraum aufspannen. Das wäre als ruhender Raum zu bezeichnen, der aus Teilchen besteht. Dieser und nur dieser Raum ist mit der Bezeichnung Lichtäther versehen worden. Die zweite Möglichkeit ist die Koppelung einer Menge von Raumteilchen an ein Massensystem. Diese wird aber erst im Rahmen der gebotenen Theorie erörtert.

      Kommen wir zum Einsteinschen Raum, das ist der, der aus einer riesigen Zahl von gleichförmig bewegten Teilräumen besteht. Fragt man, woraus dieser Raum besteht, so erhält man keine Antwort.

      Die Physik ficht diese Frage nicht an. Sie sucht sich die Antwort heraus, die ihr genehm ist, und das ist in diesem Fall die Antwort zu verweigern. Man läßt die Frage einfach offen. Spricht statt von Raum von Koordinatensystemen, genauer von Inertialsystemen. Das sind gleichförmig gerad­linig bewegte Koordinatensysteme. Das sind allerdings nur menschliche Vorstellungen. Was diesen Vorstellungen in der Realität entspricht, bleibt Geheimnis. Das ist natürlich alles andere als befriedigend.

      Die Physik sagt nicht, was der Raum ist, meint aber sagen zu können, was er nicht ist. Nämlich er ist kein ruhender Lichtäther. Das kann man unterschreiben! Andere mögliche Konstruktionen bleiben unberücksichtigt. Aber sei es drum.

      Die Physik sagt zwar nicht, was Raum ist, also ob man ihn als Objekt auffassen kann, aber sie sagt, welche Eigenschaften er besitzt. Das ist doch schon mal was. Es sind vornehmlich zwei Eigenschaften des Raumes, wie die Physik ihn versteht, die hier eine Rolle spielen.

      Zum einen: Raum läßt sich verbiegen und zwar durch Massen, die sich in seiner Nähe befinden. Die Kenntnis dieser Eigenschaft des Raumes stammt von der Beobachtung bei Sonnenfinster­nissen her, daß sich die Bahn des Lichts ferner Sterne quasi um die Sonne herumbiegt.

      Daß der Raum gar nicht verbogen wird, sondern die Lichtpartikel von der Sonne angezogen werden könnten – eine solche Deutung kommt für Physiker nicht in Betracht, da die Lichtbahn per Definition die Gerade im Raum darstellt. Biegt sich diese Gerade, ist automatisch der Raum gekrümmt. Das bedeutet eigentlich, daß Raum ein Objekt ist, auf welches Kräfte einwirken können. Das nimmt die Physik jedoch nicht zur Kenntnis.

      Es gibt noch eine zweite Eigenschaft von Raum, die ihn substanziell macht: das ist seine Fähigkeit, Position und Bewegung von materiellen Objekten zu ermöglichen. Damit das auch wirklich funktioniert, spricht Einstein weniger von Raum, sondern von Inertialsystemen, also gleichförmig bewegten Koordinatensystemen.

      So ein System ist natürlich viel besser als ein simpler physikalischer Raum geeignet, Abstands­messungen zwischen Objekten zu ermöglichen. Denn ein Inertialsystem ist beinahe schon die in die Realität transferierte Mathematik. Die wird hiermit in der Materie geradezu immanent. Auf jeden Fall wird bewußt, daß Gott bei Erschaffung der Welt, vor allem des Raums, menschlichen Geist in die Materie hinein verbannte.

      Nun nehmen wir einmal an, daß die Konstruktion des Einstein´schen Raums durch simple Schlußfolgerungen widerlegt werden kann. Dann kann man, ähnlich wie bei dem Raum aus Raumteilchen von dem ruhenden System, zu einem von großen Massen mitgezogenen System überwechseln. Das würde bedeuten, daß man nur noch solche Inertialsysteme verwendet, die an Massensysteme gebunden sind.

      Will man eine Untersuchung aller Möglichkeiten Raum zu definieren starten, kommt man um die Untersuchung dieser Konstruktion von Raum nicht herum. Damit sind aber auch die Konstruktions­möglichkeiten für Raum erschöpft. Deshalb sollen nun die unterschiedlichen Konstruktionen von Raum genauer untersucht werden.

      zum Seitenanfang


    5. Der ruhende Lichtäther
    6. Widerlegung des ruhenden Lichtäthers im Michelson-Versuch

      Die Auslassungen Kants zum Thema Raum zeigen, daß der Raum schon in früheren Zeiten nicht nur als existent angenommen wurde, sondern daß man seine Existenz geradezu als denknotwendig einstufte. Das ist eigentlich nicht zu erwarten, denn solange ich Objekte in einer Versuchs­apparatur untersuche, und der Apparat den Raum vorgibt, bekomme ich Raum überhaupt nicht zu Gesicht.

      Was anderes ist es, wenn ich mich dem Weltraum zuwende. Da uns Kunde von den Sternen durch deren Licht erreicht, kam die Frage auf: Was geschieht bei der Ausbreitung von Licht. Ist ein ruhender Lichtäther daran beteiligt, der durch alle Körper des Weltalls fließt und ihnen Halt und Lokalisierbarkeit vermittelt? Um hier Klarheit zu gewinnen, war zu ergründen: Ist die Licht­geschwindigkeit in allen Richtungen gleich?

      Da gab es den Michelson-Versuch 1881 in Chicago. Dort hatte besagter Michelson ein Interferometer auf einer Steinplatte montiert, die in einem Quecksilbertrog schwamm, um eine völlig glatte, erschütterungsfreie Drehung der Apparatur zu ermöglichen. Damit auch kein Verkehr den Versuch beeinträchtigte, standen für die Zeit des Experiments sämtliche Straßen­bahnen still – Triumpf der Wissenschaft über die Alltagsbelange.

      Bei dem tollen Spektakel ergab sich, daß das Licht sich in allen Richtungen mit gleicher Geschwin­digkeit ausbreitet. Damals nahm man den Raum, den man als Lichtäther bezeichnete, als ruhend an. Darin waren dann die Sterne eingebettet, schwammen quasi darin und zogen darin ihre Bahnen In einem solchen Lichtäther hätten sich Differenzen der Lichtgeschwindigkeit in den verschiedenen Richtungen ergeben müssen. Was nicht der Fall war. Das Ergebnis widerlegte die Annahme eines ruhenden Lichtäthers.

      Die Konstruktion des mit großen Massen mitbe­wegten Raums aus Raumteilchen erschien den damaligen Physikern als zu kompliziert. Wer deshalb etwas wahrhaft Einfaches lesen möchte, sollte sich ein Lehrbuch der theoretischen Physik besorgen!

      zum Seitenanfang


    7. Die Inertialsysteme
    8. Widerlegung des durch Inertial-Systeme geschaf­fenen Raums und damit der speziellen Relativitätstheorie.

      Da die Vorstellung des ruhenden Lichtäthers nun widerlegt war, zog man nicht etwa den einzig richtigen Schluß, daß offensichtlich der Lichtäther mit den Massen seiner Umgebung mitgezogen wird, sondern man erklärte den Raum als materielles Gebilde für abgeschafft. Vielleicht nicht ganz. Man sprach nun zwar weiterhin von Raum. Dieser wurde aber mehr mathematisch aufgefaßt. Also nicht der Raum wurde abgeschafft, sondern die Frage, was Raum darstellt, wurde fallen gelassen.

      Im folgenden wurde dann die Spezielle Relativitätstheorie von Einstein konzipiert. Diese bezieht sich primär nicht auf den Raum, sondern auf die sogenannten Inertial-systeme – das sind gleichförmig bewegte Koordinatensysteme. Diese Inertialsysteme sind Vorstellungen, sie betreffen die menschliche Sicht auf die Welt. Die Materie selbst hat wohl schwerlich irgendwelche Inertialsysteme in sich. Diese Systeme sind geschaffen, Materie zu beschreiben bzw. zu beherrschen, nicht sie zu erklären.

      Bewegen sich zwei solcher Inertialsysteme gegeneinander, dann tritt nach Einstein eine Zeitdehnung im bewegten gegenüber dem als ruhend gedachten System auf. Ein Beispiel mag das erläutern. Ich denke mir eine Rakete, die von der Erde aus in Richtung Pluto startet. Am Startplatz befindet sich eine Uhr, ebenso in der Rakete. Die Uhren zeigen beim Start die gleiche Zeit an.

      Nun geht es los. Wie das bei manchen Raketen so ist, beschleunigen sie auf Ruck sofort auf halbe Lichtgeschwindigkeit. Jedenfalls tut unsere Rake­te das. Sie fliegt in Richtung Pluto gleich mit der anfänglichen halben Lichtgeschwindigkeit bis ihre Uhr, gemessen im Erdsystem, eine Verspätung von fünf Minuten anzeigt. Den Zeitpunkt kann man berechnen und auf der Rakete berücksichtigen.

      In dem Augenblick dreht sich die Rakete in Gegenrichtung. Ein kolossaler Schub – sie bremst ab und beschleunigt sofort auf halbe Lichtgeschwindigkeit zur Erde zurück. Den Insassen fliegen die Hüte von den Köpfen. Nach weiteren fünf Minuten, wiederum gemessen im Erdsystem, die sie Verspätung gegenüber der Erduhr einfährt, Landet sie auf ihrem Startpunkt. Bremst ab. Peng, sie steht!

      Der Kommandant an der Startrampe behauptet nun, die Raketenuhr würde 10 Minuten gegenüber seiner Erduhr nachgehen. Dem widerspricht der Raketen­kommandant. Nach seiner Meinung wäre die Rakete als Basissystem anzusehen, ihre Uhr gäbe die eigentliche Zeit wieder. Die Uhr auf der Erde müßte gegenüber dieser um 5 + 5 gleich zehn Minuten nachgehen. Also eine typische Konfliktsituation.

      Nun muß ich bedauernd mitteilen, daß sich die beiden Kommandanten dermaßen erzürnten, daß sie wechselseitig dem anderen die Uhr entrissen, auf den Boden warfen und zertrampelten. Sie waren wohl der Furcht erlegen, ihre Uhr könnte die Verliererin sein. Eine menschlich durchaus verzeihliche Reaktion. Wir allerdings sind erst mal angeschmiert. Eins ist sicher: Wie auch immer das Ergebnis aussah – eine Bestätigung für die Spezielle Relativitätstheorie war es nicht.

      Selbst wenn man mal davon ausgeht, daß beim Uhrenvergleich die Raketenuhr gegenüber der Erduhr 10 Minuten Verspätung aufwies. Das würde doch bedeuten, daß die Inertialsysteme von den Massen abhängen, die mit dem System verbunden sind. Und das ist ja nun geradezu ein Sakrileg in den Augen eines hartgesottenen Fetischisten in Sachen Relativitätstheorie.

      zum Seitenanfang


    9. Das an Massen gekoppelte Inertial-System
    10. Es kommt noch schlimmer. Denn wenn man die Idee der Inertialsysteme für die Definition des physikalischen Raums retten will, kommt nur die Koppelung dieser Systeme an die beteiligten Massen in Frage. In diesem Fall sind das die Erde und die Rakete, die von der Erde aus startet. Will man genau sein, müßte man noch die Systeme derjenigen Planeten berücksichtigen, an denen die Rakete vorbeifliegt.

      Ohne die sich jetzt ergebende Situation in bezug auf die eine Rolle spielenden Formeln zu betrachten, wenden wir uns lieber der Frage zu, ob die Zahl der in den Inertialsystemen vorhandenen Raumpunkte endlich oder unendlich ist. Das ist in diesem Fall entscheidend. Bei den Inertialsystemen der Realativitätstheorie war diese Frage nicht entscheidend, weil man hier die Inertialsysteme als eine Art spekulativen Raum auffassen konnte, also etwas, was physisch keine Realität besaß.

      Hier nun handelt es sich um ein physisches Objekt, welche Eigenschaften es auch besitzen mag. Ist ein solches Objekt unendlich, so lassen sich darin Widersprüche erzeugen. Denn es handelt sich um physische Wegmarken, an denen entlang die Rakete vorbeifliegt. Die Mathematik bezeichnet eine solche Unendlichkeit als aktual, das bedeutet als solche vollendet, im Gegensatz zur potentiellen Unendlichkeit, die über alle Grenzen wächst, die Unendlichkeit aber nie erreicht.

      Wie man erkennt, darf ein an Materie gekoppeltes Inertialsystem nur endlich viele Wegpunkte besit­zen. In einem solchen endlichen System kann sich aber nun einmal Licht nicht richtungsunabhängig ausbreiten. Denn eine endliche Zahl von Weg­punkten ist immer in starrer Weise angeordnet, bevorzugt damit also bestimmte Richtungen. Damit ist auch die an Massen gekoppelten Inertialsysteme unfähig, die beim Michelson-Versuch gewonnenen Erkenntnisse abzubilden.

      Also kann die spezielle Relativitätstheorie auch nicht durch Koppelung ihrer Inertial-Systeme an physische Massen gerettet werden.

      zum Seitenanfang


    11. Das Teilchen-Raum-System
    12. Als einzige Möglichkeit bleibt nun nur noch übrig, Raum aus Teilchen aufgebaut zu denken. Da ein ruhender Raum durch den Michelson-Versuch widerlegt wurde, kommt dafür nur ein an die beteiligten Massen gekoppeltes Teilchen-System in Frage. Die Konstruktion dieses Raums wird im Kapitel „Theorie“ ausgeführt.

      zum Seitenanfang


  3. Zeit und Gleichzeitigkeit
  4. Die Zeitvorstellung Einsteins inklusive der Speziellen Relativitätstheorie und der Zeitsprung rückwärts,

    Einsteins Konstruktionen basieren auf dem Gedanken des in unendlich kleine Abschnitte teilbaren Raums. Da dies aber mit der Existenzbedingung für materielle Objekte kollidiert, muß grundsätzlich von einer diskontinuierlichen Prägung materieller Objekte incl. der des Raums ausgegangen werden.

    Dazu kommt die Vorstellung Einsteins, daß das Geschehen im Universum an allen Orten gleichzeitig abläuft. Man muß sich das so vorstellen, als wäre in jedem Teilchen der Materie eine kleine Uhr eingebaut, die es diesem Teilchen ermöglicht, etwa bei einer Bewegung eine bestimmte Strecke zurückzulegen.

    Denn ein Signal von anderer Stelle, welches eine Art Taktung des Zeitfortschreitens vorgeben könnte, ist gemäß der Relativitätstheorie unmöglich. Denn eine solche Zeittaktung würde durch die Hintertür eine absolute Gleichzeitigkeit ins System bringen. Die ist aber gemäß der speziellen Relativitätstheorie nicht möglich, da Gleichzeitigkeit immer nur bezogen auf ein Inertialsystem besteht.

    Doch selbst wenn man innerhalb eines solchen Inertialsystems bleibt, führt eine Zeittaktung zu unhebbaren Widersprüchen. Nehmen wir das Beispiel des Schachs. Dort wird regelgemäß von den Spielern abwechselnd eine Figur gezogen. Wenn man jetzt die neue Regel einführen würde, daß beide Spieler stets zugleich einen Zug machen müssen, gerät das Spiel unweigerlich durcheinander.

    Schon im einfachen Fall, wo sich zwei Figuren gegenseitig schlagen können, und beide Spieler dieses Schlagen durchführen wollen, gibt es eine unauflösbare Situation: der weiße Springer schlägt den schwarzen Springer, doch der schwarze Springer schlägt gleichzeitig den weißen, der ihn gerade schlagen will. Ich würde sagen: simultane Ereignisse auf Basis einer getakteten Zeit sind widerspruchsfrei unmöglich.

    Wie ist es nun aber, wenn die Zeit kontinuierlich abläuft. Da Zeit stets subjektbezogen ist, sich also immer nur an den Spuren von vergangenen Ereignissen ablesen läßt, ist Zeit der Materie nicht als immanent zuzurechnen. Zeit ist subjektiv, auch wenn sie gewissen Normen unterworfen ist. Die Materie selbst besitzt keine Zeitlichkeit.

    Deshalb kann ich auch, mit gewissen Einschrän­kungen, eine Art kontinuierlich voranschreitende Zeit durchaus akzeptieren, jedenfalls als Ausgangspunkt. Dann wollen wir uns mal ansehen, wie sich ein Teilchen entlang einer gegebenen Bahn vorwärts­bewegt. Aus der Endlichkeitsbedingung, die für jeden Raum, also auch für Teile des Raums gilt, fließt, daß jede Bahn innerhalb der Materie in eine Reihe von einzelnen Stationen auflösbar ist.

    Läuft ein solches Teilchen T also von Station A nach Station B, so ist bei einer kontinuierlich voran­schreitenden Zeit nur ein einziger Zeitpunkt vorhanden, in welchem der Wechsel des Standorts des Teilchens T von A nach B erfolgt. Bezeichnen wir einmal den Zeitpunkt, an dem das Teilchen T zunächst von einer früheren Station zu Station A wechselte mit a, den Zeitpunkt, an dem das Teilchen T zu Station b wechselte mit B, dann hätte das Teilchen T ebensogut während der gesamten Zeitstrecke zwischen a und b von Punkt A nach Punkt B wechseln können.

    Höchstwahrscheinlich hätte das Teilchen T sogar noch nach Zeitpunkt b hinüber wechseln können. Zum mindesten ist die gesamte Zeitspanne zwischen a und b bezüglich des Standortwechsels gleichberechtigt. Es ist also ein Akt des Zufalls, wann das Teilchen T tatsächlich nach Position B wechselte.

    Die Physiker nennen dies eine spontane Aktion und meinen damit, daß man die Ursache für den Wechsel nicht feststellen kann. Und zwar nicht, weil mensch­liches Erkenntnisvermögen an eine experimentelle Grenze stößt, sondern prinzipiell, weil das Teilchen so etwas wie eine freie Verfügbarkeit über seine Aktivitäten besitzt.

    Den Physikern ist offenbar nicht klar, daß sie damit eine Art Urschöpfungsakt in jede einzelne Änderung der Materie einfügen. Jegliche Berechenbarkeit gemäß physikalischer Gesetze ist bei Akzeptanz spontaner Ereignisse aufgehoben. Es kann sein oder es kann nicht sein. Das Kausalgesetz ist abgeschafft. Die Materie zerfließt in Nanosekunden. Das ist die Physik seit Einstein.

    Es ist also so, daß ein Kontinuum der Zeit ebenso wie ein Kontinuum des Raumes ganz ausgeschlossen ist, da letztlich die unendliche zeitliche Abfolge eine räumliche Abfolge von substanziellen Punkten impli­zieren würde. Damit ist die simultane Veränderung eines materiellen Systems unmöglich. Die Veränderung der Realität erfolgt in diskreten Einzel­schritten, wobei stets nur ein einziges ungeteiltes Teilchen seine Position ändert. Alle anderen bleiben an der bisherigen Position.

    zum Seitenanfang

  5. Die Welle-Korpuskel-Dualität
  6. Wenn man als Mathematikstudent so einigermaßen ordentlich ins fünfte Semester gekommen ist und Ambitionen in sich spürt, jetzt die theoretische Physik kennenzulernen, dann glaubt man, daß man den dort gestellten Anforderungen schon in irgendeiner Weise gerecht wird. Man läßt sich also auf einem der bereitgestellten Sitze nieder und ist mit sich und der Wissenschaft im Reinen. Dieser Zustand ist kurz. Er wird bereits in den ersten fünf Minuten der Vorlesung gründlich zerstört.

    Die Schreibweise in der theoretischen Physik ist anders als ein Mathematiker es gewohnt ist, die Luft dünner, der Nimbus größer. Es weht eine Art sublimer Elitewind vom Podium herab. Summationen werden nicht durch ein Voranstellen eines Summenzeichens erklärt, sondern durch eine Änderung der Indexschreibung. Es ist eine Gesellschaft von Auserwählten, die hier am Werke ist und die übrige Welt der Wissenschaft nur so weit an ihren Erfolgen partizipieren läßt, daß sie nicht irgendwann auf den Gedanken kommt, das physikalische Gesamtgebäude einer Prüfung zu unterziehen.

    Nun ist das Dumme an der Situation, daß ein gravierender Fehler in den Grundannahmen einer wissenschaftlichen Disziplin, das errichtete Gesamtgebäude ins Wanken bringt. Früher oder später werden die Widersprüche so prägnant, daß es nicht mehr vor und nicht zurück geht. Die Sache ist ausgereizt. Die Sache ist verloren. Genau so stellt sich die Situation in der theoretischen Physik dar.

    Wie schön war es doch am Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts. Da hatte die Physik eine solche Fülle von Erfolgen zu verzeichnen, daß es so schien, als stünde die Enträtselung der Welt auf physikalischer Grundlage unmittelbar bevor. Doch dann die Einsicht, daß die Kombination von Wellen- und Korpuskel­eigenschaft des Lichts eigentlich alles zunichte machen würde. Denn eine Korpuskel von der geringen Masse des Photons, die elektromagnetische Schwin­gungen zeigte, konnte nur aus so kleinen Teilchen zusammengesetzt sein, daß jeder Versuch solche Mikroteilchen zu erforschen, von vornherein sinnlos war.

    Man kann es nur vermuten doch vieles spricht dafür. Man kam auf die Idee, die Elementarteilchen samt und sonders als ungeteilt zu erklären. Damit waren sie die kleinsten Teilchen, die vorhanden waren, klein, aber nicht zu klein, also gerade noch geeignet, von Menschengeist enträtselt zu werden. Da ein Photon aber leider teilbar ist, machte man die ungeteilten Elementarteilchen noch teilbar. Das war der Clou.

    Ansonsten war man bemüßigt, nur das an die Öffentlichkeit gelangen zu lassen, was das präsentierte Bild stützte. Also die Quanteneigenschaft des Lichtes. Das bedeutet, daß die Energie, die bei der Emission eines Photons bestimmter Wellenlänge vom erzeugenden Atom abgestrahlt wird, immer gleich ist.

    Mit dem Wort Quantum wird dem Uneingeweihten suggeriert, es handele sich beim Photon um etwas sehr Kleines, Kompaktes. Nun weiß ja jeder, daß Licht-Mikroskope versagen, wenn die Objekte zu klein werden. Man muß auf Elektronenmikroskope ausweichen. Licht ist vom Durchmesser einfach zu breit. Mit Licht kann man jedenfalls nicht ins Atom hineinsehen.

    Ein Photon ist aber auch reichlich lang – wenn ich mich richtig an die Worte meines Professors erinnere. Er sprach damals so von 10 Metern. Dazu kommt, daß das einzelne Photon sukzessive durch das Hinund­herpendeln eines Elektrons zwischen den unter­schiedlichen Energieniveaus eines Atom erzeugt wird. Wie kann denn ein ungeteiltes Elementarteilchen sukzessive erzeugt werden. Das würde doch bedeuten, daß während des Erzeugungsprozesses dauernd ein anderes ungeteiltes Photon aus dem Atom herausragte. Bis zur Fertigstellung des Teilchens. Dann darf es endlich unveränderbar losschwirren.

    Pardon; nicht ganz. Wenn es auf ein Prisma fällt, teilt sich das Photon und läuft nun, der Länge nach aufgeschnitten, getrennte Wege. Oder man zwängt es durch einen Spalt. Da macht sich dann die erhebliche Dicke des Photons bemerkbar. Es stößt an und weicht zur Seite aus. Das veranlaßte dann Heisenberg, eine tolle Theorie der Unschärferelationen zu bilden.

    Man merkt, wie die kleine törichte Festlegung, Elementarteilchen wären ungeteilt aber teilbar, immer neue Theorien nötig machte, nur um die erste Unwahrheit zuzudecken. Weil aber all diese Rettungsversuche das Bild immer konfuser werden ließ, und die Öffentlichkeit langsam Zweifel an der Wahrheit der Gesamttheorie hegte, wurde die Menschheit kurzerhand für blöd erklärt.

    Man bezeichnete die Gesetze der Physik einfach als unanschaulich. Was auch immer man unter diesem Schlagwort verstehen mochte. Eins jedenfalls war damit ausgedrückt: wer auch immer Widersprüche in den Konstruktionen und Theorien der Physik ausmachte – er und nur er war schuld an der Misere. Mußte er denn seine Nase in physikalische Töpfe stecken, die leise vor sich hinstanken? Und darin herumrühren? Das mußte er nicht. Die Begründung, solches nicht tun zu dürfen, war die Unanschau­lichkeit. Die war fortan Maß aller Dinge der Physik. So war also alles in beste Ordnung gebracht.

    zum Seitenanfang

Datum letzter Änderung: 11.02.2008